Sonntag, 25. September 2011

Gefässe, eine Spurensuche

Gefäße, eine Spurensuche

mit Bernhard Kathan im Heimatmuseum von St. Antönien

Über viele Jahrhunderte hat die kleinbäuerliche Kultur das Leben im gesamten Alpenraum geprägt. Heute erleben wir ihren dramatischen Niedergang. Während im neunzehnten Jahrhundert etwa 75% der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebten, sind es heute nur noch etwas mehr als zwei Prozent. Das Leben heutiger Bauern hat nicht mehr viel gemein mit der traditionellen kleinbäuerlichen Kultur. Bereits in absehbarer Zeit wird es an diese nur noch wenige Erinnerungen geben, sieht man einmal von den vielen Eingriffen in der Landschaft ab, die zumindest von geschulten Augen auch noch nach langer Zeit entziffert werden können. Das Leben der kleinen Bauern war alles andere als einfach. Es gibt keinen Grund, der Armut, den ständigen Bedrohungen, der Enge und Härte der kleinbäuerlichen Welt nachzutrauern. Wer wollte sich schon eine Zeit zurückwünschen, in der Kinder oft schlecht ernährt waren, fast all diesen Kindern eine Ausbildung verwehrt blieb, die ihnen ein besseres Leben ermöglicht hätte? Wer wollte sich eine Zeit zurückwünschen, die keine freie Berufswahl kannte, eine Zeit, in der nahezu das ganze Leben aus harter Arbeit bestand? Die Auflistung ließe sich noch lange fortsetzen. Aber es sei nicht vergessen, dass die kleinbäuerliche Kultur erstaunliche Regulative des Ausgleichs kannte, dass sich niemand ungestraft über Allgemeininteressen hinwegsetzen durfte. Die Menschen mochten noch so arm sein, aber ihre Armut machte sie nicht würdelos. Unter so harten Bedingungen zu überleben, allein dies nötigt Respekt ab. Dieses Überleben verdankte sich nicht allein der Genügsamkeit oder harter Arbeit, sondern einer Vielzahl kultureller Praktiken. Wir, ähnlichen Bedingungen ausgesetzt, vermöchten nicht einen Winter zu überleben. Die Geräte waren einfach, oft selbst gefertigt, die kleinbäuerliche Kultur dagegen war von einer erstaunlichen Komplexität. Das wird etwa deutlich, betrachtet man etwa die einstmals verwendeten Gefäße wie ihre Bezeichnungen. Aus meiner Kindheit sind mir folgende eingefallen (Fraxner Dialekt, die Liste ließe sich wohl noch lange fortsetzen; an manche Bezeichnungen kann ich mich nicht mehr erinnern).

Donnerstag, 1. September 2011

Gefässe, ein Spurensuche


Gefässe, eine Spurensuche mit Bernhard Kathan. Donnerstag 22. Sept. - Samstag 24.Sept.
je 16.00 - 18.00 Uhr im Ortsmuseum, CH-7246 St. Antönien

Die Technik hat unser Leben einfach gemacht. Wasser müssen wir weder tragen, noch schöpfen. Es kommt aus der Wasserleitung. Der Großteil unserer Nahrung verdankt sich der Lebensmittelindustrie und so weiter und so fort. Geht man allein all die Gefäße durch, die kleine Bauern verwendeten, dann mag man etwas empfinden von ihrer komplizierten Lebensorganisation. Bernhard Kathan wird drei Tage im Ortsmuseum St. Antonien anwesend sein und sich mit Besuchern über die Kultur von Bergbauern oder auch anderes unterhalten.

Über viele Jahrhunderte hat die kleinbäuerliche Kultur das Leben im gesamten Alpenraum geprägt. Heute erleben wir ihren dramatischen Niedergang. Während im neunzehnten Jahrhundert etwa 75% der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebten, sind es heute nur noch etwas mehr als zwei Prozent. Das Leben heutiger Bauern hat nicht mehr viel gemein mit der traditionellen kleinbäuerlichen Kultur. Bereits in absehbarer Zeit wird es an diese nur noch wenige Erinnerungen geben, sieht man einmal von den vielen Eingriffen in der Landschaft ab, die zumindest von geschulten Augen auch noch nach langer Zeit entziffert werden können. Das Leben der kleinen Bauern war alles andere als einfach. Es gibt keinen Grund, der Armut, den ständigen Bedrohungen, der Enge und Härte der kleinbäuerlichen Welt nachzutrauern. Wer wollte sich schon eine Zeit zurückwünschen, in der Kinder oft schlecht ernährt waren, fast all diesen Kindern eine Ausbildung verwehrt blieb, die ihnen ein besseres Leben ermöglicht hätte? Wer wollte sich eine Zeit zurückwünschen, die keine freie Berufswahl kannte, eine Zeit, in der nahezu das ganze Leben aus harter Arbeit bestand? Die Auflistung ließe sich noch lange fortsetzen. Aber es sei nicht vergessen, dass die kleinbäuerliche Kultur erstaunliche Regulative des Ausgleichs kannte, dass sich niemand ungestraft über Allgemeininteressen hinwegsetzen durfte. Die Menschen mochten noch so arm sein, aber ihre Armut machte sie nicht würdelos. Unter so harten Bedingungen zu überleben, allein dies nötigt Respekt ab. Dieses Überleben verdankte sich nicht allein der Genügsamkeit oder harter Arbeit, sondern einer Vielzahl kultureller Praktiken. Wir, ähnlichen Bedingungen ausgesetzt, vermöchten nicht einen Winter zu überleben. Die Geräte waren einfach, oft selbst gefertigt, die kleinbäuerliche Kultur dagegen war von einer erstaunlichen Komplexität.


Bernhard Kathan