Montag, 28. September 2009

25.09.2009 Vortrag von Helga Peskoller "überlebt"

überlebt

Die empirische Grundlage dieses Beitrags ist im Weiteren ein Buch. Es wurde vom bekannten Südtiroler Höhenbergsteiger Reinhold Messner geschrieben und trägt den Titel überlebt. 1986, unmittelbar nach seiner erfolgreichen Besteigung aller 14 Achttausender erschienen, gab es 1995 bereits die sechste Auflage. Dieses Buch enthält einen Dokumentationsteil, Bilder, Wegskizzen, Erlebnisberichte und vor allem Würdigungen durch andere ExtrembergsteigerInnen. Daran anknüpfend wollte ich heraus arbeiten, warum Messner überlebt hat. Je länger desto mehr hörten sich diese Würdigungen wie Heldengeschichten an und so ließ ich von meinem Vorhaben wieder ab und wandte mich zum wiederholten Mal den Erlebnisberichten zu, die Messner selbst verfasst hat, traf eine Auswahl von zehn Passagen, die auf vier Bergen handeln und wandelte auch die Fragestellung etwas ab, sie lautet jetzt: Wie geht Überleben und welche Erklärungen gibt es dafür?
[1] Hinter dieser Frage steckt die Vermutung, dass es Mechanismen gibt, die wiederholt das Überleben sichern und, falls man es überhaupt fassen und erklären kann, möglicherweise sogar allgemein und nicht nur am Berg ihre Gültigkeit haben. Das anthropologische Problem, das ich verfolge und wozu ich etwas beizutragen mich anstrenge, besteht darin, herauszufinden, ob, wie Laien und Extreme behaupten, es sich hierbei um einen besonderen Instinkt handelt oder doch um Lernen bzw. Erfahrung.[2] Meine Nachforschungen erfolgen in 7 Schritten und führen zu einem Ergebnis.




[3]
Diese Bilder wurden dankenswerterweise u.a. R. Messners Buch entnommen

Die Flucht nach vorn
Der erste Schauplatz handelt vom „nackten Berg“, so heißt übersetzt der 8125 m hohe Nanga Parbat in Pakistan, und beginnen tut das ganze am Gletscherrand, dort, wo Reinhold Messner 1970 verzweifelt und umsonst auf seinen Bruder gewartet hatte.
Am 7. August 1978 um 5 Uhr früh stieg er dann allein in die Wand ein,
[4] durchkletterte in wenigen Stunden die untere Wandhälfte und erreichte auf einer Höhe von ungefähr 6400 Meter eine kleine Plattform. Sein Lager, es war ein winziges Zelt, errichtete er unter einer überhängenden Eisscholle, kroch in den Schlafsack und fing mit dem Schneeschmelzen an, um ausreichend trinken zu können. Am anderen Morgen um 5.02 Uhr, er hatte sich, um Tee zu kochen, gerade in seinem Schlafsack aufgerichtet, gab es eine Erschütterung und wenige Sekunden später folgte ein Krachen und Tosen ringsum. Er riss den Zelteingang auf, schaute hinaus und sah, dass von allen Flanken, links und rechts, über und unter ihm gewaltige Schneemassen zu Tal stürzten Diese Schneemassen sammelten sich unten zu einer einzigen Lawine, die mehrere Kilometer lang das Diamir-Tal überflutete.[5]
Messner befand sich plötzlich in einer völlig veränderten Situation wieder, die schmale Eiszunge, die er am Vortrag für den Aufstieg benutzt hatte, war nun von der Wand gelöst und als Ganzes abgebrochen und hinuntergestürzt. Das wiederum hieß, dass ein Rückzug ausgeschlossen war. Erst viel später wird er hören, dass ein Erbeben diese Eisstürze verursacht hat. Auf die Frage, was ein Mensch in einer solchen Lage machen kann, antwortet er:

„Trotz der Tatsache, dass mein Rückweg abgeschnitten war, kam so etwas wie Übermut auf. Im Bewusstsein, nur mit Glück überlebt zu haben, setzte ich meinen Weg fort. Als ob Glück sich potenzieren müsste.“[6]

Diese Antwort überrascht, da der normale Verstand Furcht oder zumindest Sorge erwartet, aber statt dessen ist bei ihm Übermut aufgekommen. Was bedeutet das? Wie mag ein Bewusstsein beschaffen sein und arbeiten, das trotz Einsicht, dieses Mal nur mit Glück davon gekommen zu sein, die Fortsetzung des eingeschlagenen Weges veranlasst und so tut, als ließe sich diese Glück noch steigern? Träfe das zu, hätten wir es mit einem merkwürdigen Kalkül zu tun. Das Kalkül besteht darin vorauszusetzen, dass jemand, der in eine missliche Lage geraten war und zwar unverschuldet, selbstverständlich auch ein Recht auf Befreiung und Errettung besitzt. Wenn das der Fall ist, müsste von Anfang an etwas mitgedacht werden, das gewohnheitsmäßig unterschlagen wird, nämlich die Tatsache, dass trotz der Natur und dieser harten, physischen Realität immer schon und noch sich die Moral einmischt und die Imagination auch.
[7]

Übermut
zeigt ein Zuviel und ein Zuwenig an. Im Unterschied zum Mut, der als Gemütszustand begriffen und mit Unerschrockenheit und beherztem Handeln in Verbindung gebracht wird, schießt man im Übermut über das Ziel hinaus und das bedeutet, dass es nicht mehr das Ziel ist, das alles Denken und Handeln lenkt und bestimmt, sondern an die Stelle der Zielsetzung setzt sich eine Mischung aus Anmaßung, Fröhlichkeit und Leichtsinn, weicht auf und verflüssigt, was vorher als Wille verfestigt war. Im Zuge der Verflüssigung setzt eine Dynamik ein, die weniger vom Willen als viel mehr von der Bejahung des Zufalls bestimmt und in Gang gehalten wird. Aussagen darüber, ob in die Vorherrschaft des Zufälligen explizit eingewilligt wurde, liegen zwar nicht vor, aber dokumentiert ist die Geschwindigkeit, mit der sich ein sicheres Wissen um den veränderten Ausgang eingestellt hat:

„Ich kam mir vor wie ein Schatten, der nicht verwundbar war. Es gab kein Zurück, es gab nur ein Nach-Vorn. In einem Zustand des Hochgefühls stieg ich weiter. Der Himmel über dem Nanga Parbat erschien mir als schwarze Unendlichkeit. Mit jedem Schritt nach oben tat er sich weiter auf. Er war nur noch unterbrochen von jenem Keil, der weiß verschneit gegen den schwarzen Hintergrund als Gipfel über mir aufragte.“
[8]

Auch wenn man dafür die Hormonausschüttung verantwortlich machen kann, wäre an Erkenntnis nicht viel dazu gewonnen worden. Was mich interessiert ist nicht, welche oder wie viel von diesen Stress- oder Glückshormonen Messner in das Hoch befördert haben, sondern weshalb er den Umstand, rechtzeitig dran gewesen zu sein, d.h. bevor ihn die Eisbrocken noch erschlagen konnten und das als Glück wertet, daraus aber nicht, was viel näher liegen würde, die Konsequenz zieht, dass soviel Glück genug oder schon zuviel sei und nicht anhalten kann. Er zieht den umgekehrten Schluss und verhält sich so, als könne das Glück gepachtet und vermehrt werden. Dass es dafür auch Hormone gibt, bezweifle ich so wenig wie den Umstand, dass die zunehmende Höhe Wirkung gezeigt hat und es sich beim gesamten Unternehmen um eine Hybris handelt. Das mag also alles stimmen, zufrieden stellt es mich nicht. Selbst wenn man mit Messners Geschichte argumentiert, mit seiner oder der Professionalität anderer Höhenbergsteiger und die Gewohnheit, sich ins Unvorhersehbare und andere Unwägbarkeiten einzuüben ins Treffen führt, bin ich nicht schon überzeugt. Was ich verstehen möchte, ist, weshalb Situationen, die keinen Rückzug gestatten, nicht Angst erzeugen, sondern dass aus dem Faktum, dass es kein Zurück gibt, zusätzlich Energie bezogen wird und zwar soviel, dass die Flucht nach vorn selbst dann gelingen kann, wenn sie nicht metaphorisch, sondern real vollzogen wird in einem Gelände, das für Fluchtbewegungen denkbar schlecht geeignet ist. Allein für die ersten 100 Meter wird Mesner länger als für die 500 Höhenmeter am Vortag brauchen, da in allen Winkeln der Diamirflanke Lawinen abgegangen sind und zwischen den Eisbrüchen und Felsen bis zu den Hüften im Schnee gewühlt werden muss.
[9]
Worin besteht dieser „Trick“, überschiessende Kraft aus einer prekären Lage zu gewinnen und dabei so sicher zu sein in dem, was man tut und so zu tun, als gäbe es ein Glück, das nicht von der Stelle weicht? Woher rührt diese maßlos illusionäre Sicherheit? Aufgrund der bisherigen Befunde gibt es dazu nur eine Vermutung und sie lautet: Dieser „Trick“ gelingt, wenn man sich schlagartig von festen Vorstellungen löst und dabei hilft diese merkwürdige Stimmung des Übermuts. Sie hat Messner sofort erfasst, mit Energie ausgestattet und in eine Haltung des Spielens versetzt. Dadurch blieb er aktiv und konnte trotz, vielleicht sogar wegen der Lawinen den Weg fortsetzen. Die das Bewusstsein entlastende, ungebremste Selbsttätigkeit musste aufrecht erhalten bleiben, was auch gelang.

„Dieses Hineingetauchtsein in das Nichts an den großen bergen hat mir mehr als alle anderen Erfahrungen und immer wieder die existentielle Problematik des Menschen vor Augen geführt. Warum sind wir da, woher und wohin? Ich fand keine Antwort; es gibt keine, wenn ich Religionen ausklammere. Nur das Aktivsein im Dasein hebt die wesentlichen Fragen des Lebens auf. Da oben habe ich mich nicht gefragt, warum ich das tue, warum ich da bin. Das Steigen, die Konzentration, das Sich-Aufwärtsmühen waren die Antwort. Ich selbst war die Antwort, die Frage war aufgehoben.“
[10]

Zuwarten
Am dritten Tag erreichte Messner den Gipfel, es war Dienstag, der 9. August 1978 um 16 Uhr. Die ausgiebige Rast tat ihm gut und die massiven Wolkenbänke, die tausend Meter unter ihm die Täler füllten, haben ihn fasziniert. Er konnte sich vom Gipfel erst wieder trennen, als er plötzlich die Eiskristalle, die in den grellen Sonnenstrahlen flimmerten, bemerkte, raffte sich auf und begann mit dem Abstieg. Unter ihm breitete sich langsam die Nacht aus und sie machte Einzelheiten unkenntlich. Unsicher, ob es ihm noch gelänge, ins oberste Biwak zurückzufinden, stieg er zuerst über den Südgrat, dann über den Schnee in die Westmulde ab. Die Spur hinter ihm hob sich aus der rosafarbenen Schneefläche dunkel ab und erst jetzt hat er gemerkt, wie zerschlagen und müde er war:

Oft besteht die Anstrengung allein darin, die Schuhe hinter mir aus der tiefen Spur zu zerren. Als ich merkte, dass sich die Rampe, auf der ich gehe, im steilen Felsgemäuer verliert, ist es zu spät. Zurückgehen kann ich nicht mehr, dafür bin ich viel zu müde. Ein direkter Abstieg kommt auch nicht in Frage, weil senkrechte Stufen zwischen mir und der Westmulde liegen. Meinem Instinkt vertrauend, suche ich zwischen den Abbrüchen und einzelnen Schneefeldern einen neuen Weg. Einige Male muss ich all meine Kräfte auf einen einzigen Punkt konzentrieren, um nicht auszurutschen. Am Biwakplatz angekommen, hat diese Welt einen Sinn für mich.“
[11].

Das winzige Zelt stand in einer Schneemulde auf einer Höhe von 7400 Metern. Es war vereist, die Wände standen schief, der Eingang gestaltete sich so schmal, dass man sich mit Mühe nur hineinzwängen konnte und am nächsten Tag Schneetreiben, Nebel und Neuschnee, er hat alles zugedeckt. An ein Weitergehen war also nicht zu denken, er war erneut abgeschnitten, hat kurz überlegt und sich dann fürs Zuwarten entschieden, wartete einen ganzen Tag lang und schreibt,

„Im Rucksack hatte ich Essen und Gas für eine Woche. Ich brauchte mich nicht vom schlechten Wetter in die Enge treiben lassen. Das Abwarten aber war physisch schwieriger zu ertragen als das Steigen. Dazu kam diese ständige Angst vor allen nur denkbaren Gefahren. Beim Nichtstun im Zelt kamen mir erste Zweifel an der Überlebensmöglichkeit. Was war, wenn es mehr und mehr schneite, wenn die Lawinengefahr unter mir unberechenbar wurde?“
[12]


Im Gegensatz zur Aktivität vorher, hat ihn das Nichtstun jetzt Angst und mürbe gemacht. Dieses Nichtstun sei auch körperlich schwerer als das Steigen zu ertragen, es schürt die Zweifel am Überleben und anstelle von Antworten gibt es nur noch Fragen. Die Fragen zwingen im Zuwarten sich zu warten, d.h. die eigene Befindlichkeit und Verfassung zu befragen und zu prüfen und mit ihr die Umstände, um die Lage wieder überblicken und jenen magischen Moment beachten zu können, der Neues zeigt, das man sofort nützt. Über diese Bedrängnisse durch bloßes Warten im Zelt habe ich bereits an anderen Stellen geschrieben.
[13] Worauf ich mich heute beschränke, ist eine noch andere Art des Zuwartens und dafür bedarf es eines weiteren Schauplatzwechsels: fünf Jahre später, 1983 am Cho Oyu. Aber, soviel vorweg, selbst dieses Beispiel läuft im Letzten auf eine ähnliche Erkenntnis hinaus.

Der richtige Moment
Der neue Ort sieht aus wie ein gigantischer Zuckerguss, es handelt sich um die steile Eisflanke in der Südostwand des sechsthöchste Achttausenders, er steht an der Grenze zwischen Nepal und Tibet und war zwischen 7000 bis 7400 Meter mit Schnee überbeladen. Messner hatte gerade einen Standplatz eingerichtet und Hans Kammerlander, der 40 Meter über ihm geklettert war und unter senkrechte Felsen nach links in eine Rinne queren musste, gesichert. Was sich dabei ereignet hat, beschreibt Messner wie folgt:

„Plötzlich löste sich hoch über uns ein tischgroßer Felsbrocken. Ich sah, wie er aus der Wand fiel. Er rutschte zuerst, sprang dann in einigen Sätzen durch die Luft, flog an Hans vorbei und direkt auf mich zu. Wie hypnotisiert schaute ich dem Geschehen zu, hing gefangen in den Seilen und konnte mich nicht befreien. Auch mit dem Messner hätte ich das Seil nicht rechtzeitig lösen können, so schnell kam der Stein auf mich zu.
Wie ein zum Tode Verurteilter wartete ich bis zum letzten Augenblick, bis der Stein knapp über mir war, dann erst riss ich mich zur Seite. – Der Felsbrocken schwirrte wenige Zentimeter neben mir in die Tiefe, verschwand Minuten später unten im großen Gletscherkessel am Fuße der Wand.“
[14]


Hier fand statt, was nicht zu erwarten war. Jemand verfängt sich in den Seilen, die zur eigenen Sicherheit und fachkundig verspannt hatte, nutzt dann aber die einzige Chance, die ihm verbleibt, indem er mit dem Ausweichen bis zum letzten Moment wartet, um genau beobachten und einschätzen zu können, wie sich der Felsbrocken verhält. Beobachten allein wäre zu wenig gewesen, reagieren musste man auch, sprich die richtige Drehung mit dem Körper vollziehen. Entkommen konnte man hier nicht schon dadurch, indem der Weg zwischen Wahrnehmen, Beurteilen und Handeln so kurz wie möglich gehalten wurde, sondern erst dadurch, dass man ihn nicht abgekürzt hat, d.h. eine vorschnelle Reaktion blieb aus und dem Schrecken wurde stand gehalten. Dieser rasende Brocken hat die zum Handeln verbleibende Zeit zwar gerafft, aber gleichzeitig den abzuwehrenden Schreckensmoment gedehnt, ihm war nicht durch Schnelligkeit, sondern nur mit Geduld zu begegnen, eine Geduld, die der Nüchternheit entspringt, die ihrerseits aus und nach dem Rausch kommt, einen ähnlichen Schrecken mehr als einmal schon passiert hat und dabei ein untrügliches Wissen über die Zeit und das Maß der Beweglichkeit in der Bewegung angesammelt hat.

Wiedererinnern
Wechseln wir noch einmal den Ort und die Zeit und blicken auf den Manaslu (8163 m), 1972: Eine Tiroler Expedition setzt sich die Durchsteigung der Südwand zum Ziel, nur Reinhold Messner wird es schaffen, Franz Schlick und Andi Jäger werden im Schneesturm umkommen und zeitgleich verschütten Lawinen am Normalweg vier Koreaner, ein Japaner und zehn Sherpas, umso drängender die Frage, weshalb hat es Messner nicht erwischt, er schreibt,

„Als der Sturm ein wenig nachließ, wälzte ich mich zur Seite, stemmte eine Faust in den Schnee und stand auf. Ich ging weiter – heute noch weiß ich nicht, wo und wohin.
Bei der nächsten Rast fasste ich einen klaren Gedanken, dem ich heute mein Leben verdanke.
Wieder saß ich am Rand einer Windgangel, Blut tropfte aus dem Bart in den Schnee. Da kam mir die Idee, gegen den Sturm zu gehen, immer gegen den Sturm. Nur so konnte ich aus diesem Käfig entkommen, in dem ich im Kreis ging.
Der Wind kommt vom Süden, dachte ich, Wetterstürze kamen am Manaslu immer von Süden. Das war mir während der Expedition aufgefallen. ‚Wenn ich also gegen den Wind gehe’, dachte ich, ‚muß ich in die Südwand hinunterkommen’.“
[15]


Im Unterschied zum Felsbrocken am Cho Oyu gab es hier mehr Zeit zum Überlegen. Dass trotz Sturm, Kälte und Erschöpfung ein, wie Messner sagt, „klarer Gedanke“ zu fassen war, überrascht aber dann doch einigermaßen. Wobei die Idee, immer gegen den Sturm Richtung Süden zu gehen, nicht einfach so vom Himmel gefallen war, sondern auf Beobachtungen beruhte, die vorher und beiläufig gemacht wurden. Das Wiedererinnern, was ihm aufgefallen war, hat schlagartig eine neue Ausgangslage herbeigeführt und einen Ausgang in Aussicht gestellt, auf den hin sich nun alle Kraftreserven noch einmal mobilisieren ließen.


Weitermachen
Kommen wir am Ende noch einmal zum Anfang zurück und damit zum „nackten Berg“ : Messner saß, wenn sie sich erinnern, voller Zweifel in einem winzigen Zelt, es war der zweite Schlechtwettertag, er lag auf der Lauer und hat das abrupte Aufreißen des Nebel zur Orientierung genützt, um dann blindlings in den Abgrund hinein zu steigen:

„Im dichten Nebel, ohne zu wissen, wohin ich stieg, kletterte ich geradewegs in die Tiefe. Mit dem Bewußtsein, dass der flache Gletscherboden 3000 Meter tiefer lag, war jetzt keine Angst mehr verbunden, nur der Wille, durchzuhalten. In wenigen Stunden kletterte ich die gesamte Diamir-Wand hinunter. Am Mittag war ich auf dem Gletscherboden. Ich konnte es selbst nicht begreifen, dass ich kurz vorher noch weit oben in einer lebensgefährlichen falle gehockt hatte. Immer noch verhüllten Nebel den Berg. Hoch oben schneite es.“
[16]

Als er im Basislager angekommen war, fühlte er sich von einer tiefen Zufriedenheit erfüllt, weil er als Bergsteiger alles hatte. Und so erzählte er zwei österreichischen Bergsteigern, die sich im Basislager aufhielten, unaufhörlich von seinem Auf- und Abstieg, er zeigte ihnen seine Route und redete und redete.
[17]

Erzählen
Das viele Reden nach der Rückkehr ist etwas, das viele Bergsteiger tun, so, als müssten sie sich der Eindrücke erwehren und das soeben Erlebten absichern oder möglicherweise sich davor rasch und nachträglich auch schützen. Erinnern, wiederholen, durcharbeiten was einem oben widerfahren ist, einsortieren und irgendwie befrieden wie es zum Beispiel Hermann Buhl 1953 gemacht hat.
[18] Im Unterschied zu Buhl wurde Messners Sprechen ausnahmsweise einmal nicht auf Tonband aufgezeichnet[19] und dieses Versäumnis erfordert jetzt noch den letzten Standortwechsel. Unter dem Titel Everest: Himmel, Hölle, Himalaya[20] ging Messner vor fünf Jahren auf Vortragstournee und zwei kurze Passage im Originalton möchte ich einspielen. Es dreht sich um die erste Solodurchsteigung des Everest von Norden aus, der tibetischen Seite im Jahr 1980. Anfangen tut das Ganze mit einem Spaltensturz auf dem Nordsattel, die detaillierte Beschreibung der Selbstbefreiungsaktion spare ich aus zugunsten seiner Erklärungen, trotz allem den Weg zum Gipfel und hinunter fortgesetzt zu haben:

„Ich wollte absteigen, aber irgendetwas in mir ging aufwärts. Es war nicht mein eigener Wille. Es war stärker als mein eigener Wille. Sie werden jetzt sagen, gut, der Mann ist verrückt, wenn jemand abwärts gehen will und dann geht er aufwärts, dann stimmt’s nicht im Kopf. Aber sie müssen sich das vorstellen: Ich hatte mich zwei volle Jahre, mehr als zwei volle Jahre auf diese Besteigung vorbereitet. Mental. Und die mentale Vorbereitung ist viel wichtiger als die physische Vorbereitung. In diesen zwei Jahren war kein Tag vergangen, ohne dass ich nicht einen Augenblick lang an meine Besteigung gedacht hätte: Was nehme ich mit? Was tu ich wenn? Was nehme ich nicht mit? Denn alles, was ich mitnahm, musste ich ja tragen. Ich habe an diesen 700 Tagen immer am Abend, beim Zubettgehen, an diese Problemstellung gedacht. Ich bin mit diese Idee aufgewacht. Da war mir natürlich viel Begeisterung und Motivation zugewachsen. Das war eine Summe von Motivation, die wie ein Schwungrad eine bestimmte Richtung hatte, eine bestimmte Energie hatte und diese zeigte nach oben. Und so war es eben diese, in Jahren aufgebaute Kraft viel stärker als der kurzfristige Entschluss in der Spalte aufzugeben.“
[21]


Messner hat unendlich langsam gegen 16 Uhr und völlig apathisch den Gipfel erreicht, er soll weniger aufgestiegen sein, als sich nach oben, immer weiter treiben haben lassen und deshalb darf man sich seine Gipfelstunde nicht euphorisch vorstellen, schwer wie ein Stein hat er gerastet und sich schließlich doch noch zum Absteigen aufgerappelt:

„Ich brauchte zwei Tage bis hinunter zu den ersten Gletscherwassern, die rannen, die ersten Insekten und Moose auf den Steinen, die ersten menschlichen Gesichter. Und was ich am Gipfel oben nicht erlebt hatte, keinerlei Euphorie, keinen Climax, das erlebte ich jetzt beim Zurückkommen. Und heute wage ich die Behauptung: Im Grunde steigen wir auf diese großen Berge hinauf, um zurück zu kommen zu den Menschen.
Auch wir gehören zur Zivilisation. Aber dieses starke Erlebnis beim Zurückkommen, das wie eine Erschütterung ist, wie ein Aufatmen, ja fast wie eine Wiedergeburt, das ist nur zu haben, wenn wir eben vorher oben waren, in der Einsamkeit, in dieser menschenfeindlichen Welt.“
[22]

Nach dem Zurückkommen – insgesamt achtzehnmal erfolgreich von einem Achttausender – wurden jeweils Bilder gemacht, es sind Porträts einer wiederholt dokumentierten „Wiedergeburt“, womit nun der empirische Teil auch zu seinem Ende kommt.
[23]


[24]
Porträts von Reinhold Messner unmittelbar nach jedem der von ihm bestiegenen 14 Achttausender (Messner 1995 6, I)


Abschließen
möchte ich, auch wenn die Beispiele aus dem Messner’ schen Überlebensarchiv bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind, mit einer klaren Antwort auf die Eingangsfrage. Bevor das geschieht, sei noch einmal der Anfang in Erinnerung gerufen: Am Nanga Parbat musste Messner, 25jährig, den Tod seines jüngeren Bruders bewältigen und dessen Tod als Teil seines eigenen Lebens verstehen lernen. Dieser Verlust machte ihm erstmals bewusst, wie sehr das Bergsteigen mit dem Tod zusammenhängt und wie gefährlich es ist.[25] Er selbst kam damals gerade noch mit dem Leben davon, weil er von einheimischen Holzfällern ausgedörrt und dem Wahnsinn nahe zwischen Eistrümmern liegend aufgefunden und zu Tal getragen wurde. Die neun erfrorenen, in Innsbruck amputierten Zehen hielten ihn zwar vom extremen Felsklettern ab, aber nicht davor, in den darauf folgenden 15 Jahren an 29 Expeditionen teilzunehmen, achtzehnmal ganz oben zu stehen und bis heute frisch und agil weiter zu leben.
Grund genug, Messner zum Beispiel zu nehmen und die simple Erkenntnis zu gewinnen, dass Überleben kein Rezept hat und haben kann, da jede Situation verschieden ist, was auch für die Verfasstheit der in sie involvierten Personen gilt.
Dennoch meine ich doch einpaar Elemente für eine Theorie des Überlebens entdeckt zu haben und sie gliederten den Beitrag: Flucht nach vorn, Übermut, Zuwarten, den richtigen Moment nutzen, Wiedererinnern, Weitermachen und Erzählen.
Eine Regel, die sich daraus ableiten lässt, wäre die, dass zu den äußeren Umständen, die zusehends unüberschaubar werden, die konkreten Handlungsoptionen sich parallel dazu verringern, aber deshalb nicht unbedingt einfach sein müssen. Je knapper es mit dem Überleben zugeht, desto weniger und zugleich mehr scheint dem Überlebenden zur Verfügung gestanden zu haben, was dann probehalber auf die Formel zu bringen wäre: Die Komplexität der Situation steht gegen die Punktförmigkeit einer Handlung, auf die es im Nachhinein betrachtet jeweils ankam. Entscheidend war somit auch und vor allem der Faktor Zeit, Zeit auch als das Maß des sukzessivern Kräfteverschleißes. Verfiel Messner zu Wandbeginn trotz Lawinen dem Übermut, war davon beim Abstieg nichts mehr zu hören. Dort war er, je länger desto mehr, auf etwas angewiesen, das ich als Nüchternheit bezeichnen möchte. Sie hat ihm am Manaslu durch das Erinnern einen einzigen klaren Gedanken zugespielt oder beim Rückweg vom Nanga Parbat das plötzliche Nebelloch nach zwei Schlechtwettertagen nützen und kurz entschlossen, blindlings in den Abgrund hineinsteigen lassen; dass ihn der Felsbrocken am Cho Oyu nicht erschlug, hatte mit dem präzisen Timing von Standhalten und Ausweichen zu tun.
Wobei Messner wie auch die meisten anderen Extremen nicht für sich beanspruchen, all das aus eigenen Kräften zu vermögen. Sie sprechen häufig von Glück oder anderen Mächten und setzen auch darauf; was sie nicht sagen und zu den ins geheimen Botschaften zählt, wäre, dass Überleben von der Eindeutigkeit abhängt, mit der vorab das eigene Leben bejaht wird und der Nahsatz lautet, dass diese rückhaltlose Bejahung nicht jederzeit oder selbstverständlich für jeden gegeben ist, sondern erst vergewissert und bestätigt werden muss, da oben.
Sichtbar wird das in jenen Momenten, wo eine einzige Idee plötzlich die auswegloseste Situation verändert, weil einem Kräfte zuwachsen, die man nicht zu haben vermeint, aber dann doch zu nutzen versteht.
Die theoretische Anbindung dieser Befunde ist verzweigt und kann bei Friedrich Cramer anfangen, der Leben als eine „Gratwanderungen auf hohem Energieniveau“ beschreibt und mit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik auf die zunehmende Unordnung und den mit allen dynamischen Prozessen verknüpften Energieverlust hinweist.
[26] Im Vorgang des Überlebens findet das bis zum Kollabieren der geordneten Strukturen modellhaft statt, sollte aber, so Victor von Weizsäcker, nicht als Sukzession von Ursache und Wirkung, sondern als Entscheidung vorgestellt werden.[27]
Was Definitionen betrifft, könnte Jean-François Lyotard weiterführen, für den Überleben eine Entität impliziert, die tot ist oder es sein sollte, aber noch lebt. Dadurch bringt sich ein „Ort“ jenseits von Leben und diesseits vom Tod hervor- und ins Spiel, der im Aufschieben und Aufhalten des Endes Beziehungen zu etwas ermöglicht, das keine Beziehung hat und mit dem Absoluten gleich zu setzen wäre.
[28] Im Zwischenreich dieses nicht mehr und noch nicht unterhalten Leute wie Reinhold Messner ihre, das könnte man mit Dietmar Kamper sagen, imaginäre Beziehung zum Tod, kultivieren ihre Obsession und machen mit dem Tod des Subjekts ernst. Was sich zu fragen lohnen würde, wäre, in Bezug auf welche Instanz die Überlebenden überleben, da sie immer einen Tod überleben, doch den Tod welchen Lebens?[29] Das berührt meine ursprüngliche Frage, die sich auf die Verkörperung des Überlebens, seine Habitualisierung gerichtet hat und offen blieb.[30]
Aufhören möchte ich mit einem anderen Gedanken: Messner vergleicht sein Tun mit einer zweiten Geburt, die Porträts sind ein Beleg dafür − 14 Achttausender, 14 Gesichter.
[31] – und Michel Serres würde dem zustimmen. Er behauptet, dass man sich, um „ich“ sagen zu können, noch einmal selbst gebären muss, erst dann wisse man, ob man sich außen oder innen befindet und wie der eigene Körper vermessen ist. Wobei er die Erfahrung des Überlebens mit der Seele verbindet und sie mit dem Punkt, wo das „ich“ sich entscheidet, was bei ersten Mal der Fall sein muss und bei allen weiteren Durchgängen auch.[32]
Michel Serres ist nicht in den Bergen, sondern am Meer zuhause und meint, dass, um sich vom Schiff frei zu machen, man seine Seele im Bunker suchen muss, dort wo das Feuer gefährlich ist, wenn man in Seenot gerät.
[33] Messner hat unzählige Bunkerskizzen, Psychogramme von Selbstgeburten angefertigt.[34] Ginge es nach Hanna Arendt, wäre Messner dabei immer eher schon tot als lebendig gewesen,[35] sie übersetzt nämlich das Wort Leben im Rückgriff auf seine lateinische Herkunft mit „unter Menschen weilen“.[36] Menschen kamen außer im Basislager vom Nanga Parbat keine vor, so, als müsste Messner nichts mehr fliehen als sie[37] und zuletzt wagte er die Behauptung, dass „wir im Grunde auf diese großen Berge hinaufzusteigen, um zurück zu kommen zu den Menschen“. Verbindet man diesen Satz mit Arendts Auffassung von Leben, dann hieße Extrembergsteigen leben lernen und es stünde in Spannung zu dem, was von Michel de Montaigne im ersten Buch seiner Essais für das Philosophieren als sterben lernen in Anspruch genommen wurde.[38]
Zudem steht es in einem komplizierten Verhältnis zu dem, was wenig später Blaise Pascal über die Natur des Menschen annahm, die aus zwei Dingen – Instinkt und Erfahrung –bestehen soll.
[39]
Nach dem Durchlauf des empirischen Materials und in kritischer Bezugnahme auf Arnold Gehlen müsste jetzt die Pascalsche Formel lauten: Instinkt ist Erfahrung, die zu einer solchen gerinnt, weil die Eindrücke, das Tun und Erleben wiederholt erinnert, erzählt und gewichtet werden und sich nachträglich inner- bzw. unterhalb der Brüche eine Kontinuität in der Diskontinuität herstellt. Die Tragweite der Erzählung für das Überleben in den Bergen habe ich bislang unterschätzt und der Stoff, aus dem sie jeweils gemacht ist, entspringt der doppelten Konfrontation mit Natur, der Natur, die wir selbst sind und der Natur, die wir nicht selbst sind. Diese beiden Naturen sind solche des Irrens und Verirrens, erzwingen daher Dekodierungen jener genetischen Vorprogrammierung, die wegen der Offenheit des Systems ihre Komplexität steigert und weitgehend unzugänglich bleibt.
Wobei Überleben voraussetzt, an diese prinzipielle Unzugänglichkeit nicht ganz zu glauben. Messner hat überlebt, weil er genau dagegen misstrauisch war und weil er nicht nur reagiert hat. Trotz Schrecken, Kälte und Erschöpfung ist ihm überraschenderweise immer noch rechtzeitig etwas ein- oder auch zugefallen. Wer sich, so scheint es zumindest, in diesem Zwischenreich des nicht mehr und noch nicht länger aufhält, hat sich irgendwie immer schon überschritten und das gilt auch für seine moralische Kodierung.
Von Nietzsche war zu hören, dass Moral die Wichtigtuerei vor der Natur sei und diesen Satz hat Messner auf der Eingangstür zu seinem neuen Museum auf Sigmundskron bei Bozen angebracht. Das war der unmittelbare Anlass, erneut über das Gegenstück der Moral, den Instinkt als Wille zum Leben nachzudenken und dabei zum x-ten Mal Messner zu lesen und ihm zuzuhören. Denn kein einziger in der mittlerweile 700-jährigen Geschichte des Alpinismus hat sich unten so oft zu Wort gemeldet über das, was oben erlebt wurde wie er. Während der aktiven Zeit hat er bereits 30 Bücher geschrieben, seine Vortragstätigkeit und Medienpräsenz reißt bis dato nicht ab und zwar nicht nur deshalb, weil er alles überlebt hat, sondern auch und vor allem weil sein physisches Überleben unentwegt zur Mitteilung von etwas drängt, das sich diesem Überleben verdankt, selbst aber unteilbar ist.

[1] In diese Frage sind eine Reihe weiterer Fragen eingegangen wie z. B. Wodurch überlebt man? Was kommt danach? Wie viel Denken verträgt das Überleben? Denkt man nachher anders? Überleben Frauen anders als Männer? Was bedeutet es, überlebt zu haben? Ist es möglich, die Bedingungen des Überlebens anzugeben?
[2] So hat Wolfgang Nairz beispielsweise behauptet, dass man die Kunst des Überlebens nicht lernen könne und folgert daraus, dass in kritischen Situationen nüchtern zu denken, ohne Panik zu überlegen Reinhold Messner derart ‚überlegen’` gemacht hat (vgl. Messner 19956, 47)
[3] Diese Bilder wurden dankenswerterweise u.a. R. Messners Buch entnommen.
[4] Vgl. Peskoller 1998 und 2001
[5] Vgl. Messner 19956, 30
[6] Ebd. 30
[7] vgl. Sting 1991, 244ff
[8] Ebd. 30
[9] Vgl. Messner 1979, 115
[10] Messner 19956, 30
[11] Vgl. Messner 1979, 132
[12] Ebd.
[13] Vgl. Peskoller 1998, 237f, 2001, 34 und 2007, 119ff
[14] Vgl. Messner 19956, 172
[15] Messner o.J.,129
[16] Ebd. 31
[17] Ebd.
[18] Vgl. Peskoller 2004
[19] Stattdessen schreibt Messner, dass er bereits am Nanga Parbat angefangen habe, seine Erfahrungen aus einem Bedürfnis heraus weiterzugeben, d.h. seine Erfahrungen, was die Taktik am Berg angeht, sein Wissen, wie man eine Expedition finanziert, seinen Instinkt, wie man lebensgefährliche Situationen überlebt. Darüber hinaus habe er seine ersten Artikel und Bücher nicht ohne Sendebewusstsein geschrieben, um seine Ideen darzulegen. Zudem musste er Geld verdienen. Jetzt aber wollte er erzählen, er hatte ja so viel erlebt.
[20] Der Vortrag wurde auf CD aufgezeichnet und Messner 2003 beigelegt.
[21] Vgl. Teil 7 auf dieser CD in Messner 2003
[22] Vgl. ebd.
[23] Vgl. kritisch dazu Peskoller 2008
[24] Porträts von Reinhold Messner unmittelbar nach jedem der von ihm bestiegenen 14 Achttausender (Messner 1995 6,I)
[25] Vgl. Messner 1995 6, 29
[26] Vgl. Cramer 1997, 51f
[27] Vgl. Weizsäcker von 1973, 212
[28] Vgl. Lyotard 1994, 437
[29] Vgl. ebd.
[30] Darüber hinaus blieben noch eine Reihe weiterer Fragen offen wie z. B. ob in Extremlagen ausschließlich reproduziert werden kann, was vorher bereits in Fleisch und Blut übergegangen, sprich x-mal eingeübt und automatisiert worden ist oder ob es sich möglicherweise sogar umgekehrt verhält, dass gerade dann Neues „erfunden“ bzw. performativ hervorgebracht wird ─ meine Beispiele weisen in beide Richtungen.
[31] Vgl. Messner 19956, I
[32] Vgl. Serres 1998, 15
[33] Ebd. 16
[34] z.B. Messner 1998
[35] Vgl. Arendt 2005,17
[36] Vgl. Arendt 2005
[37] Vgl. Peskoller 2001, 42ff
[38] Vgl. Montaigne 2000, 126-147
[39] Pascal S. 86 - Fragment 128/396: „Zwei Dinge unterrichten den Menschen über seine




Literatur
- Arendt, Hannah, Vita activa oder Vom tätigen Leben. Piper: München/Zürich 2005
- Blaise Pascal Gedanken über die Religion und einige andere Themen. Hgg. von Jean-Robert Armogathe. Aus dem Franz. Übersetzt von Ulrich Kunzmann. Reclam: Stuttgart 2004
- Cramer, Friedrich, Leben. in: Wulf 1997, 46-54
- Kamper, Dietmar/Wulf, Christoph (Hg)., Anthropologie nach dem Tode des Menschen. edition surkamp: Frankfurt/M. 1994
- Katschnig - Fasch/Cécile Huber/Niegelhell, Anita/Schaller-Steidl, Roberta (Hg.), Einsamkeiten. Orte. Verhältnisse. Erfahrungen. Figuren. Turia + Kant: Wien 2001
- Lyotard, François, Der/Das Überlebende. in: Kamper/Wulf 1994, 437-462
- Messner, Reinhold, Alleingang Nanga Parbat. BLV: München 1979
- Messner, Reinhold, Mount Everest. Expedition zum Endpunkt. BLV: München 2003, einschl. CD mit Originalaufnahmen von Messners Aufstieg 1978
- Messner, Reinhold, Sturm am Manaslu. Knaur: München o.J.
- Messner, Reinhold, überlebt. Alle 13 Achttausender. BLV: München 19956
- Messner, Reinhold, Dreizehn Spiegel meiner Seele. Piper: München 1998
- Montaigne, Michel de, Essais. Eine erste Gesamtübersetzung von Hans Stilett. 3 Bücher. Eichborn: Frankfurt/M. 2000
- Peskoller, Helga, 8000 – Ein Bericht aus großer Höhe. IN: Paragrana. Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie.. Band 7 (1998), Heft 2, 228 - 240
- Peskoller, Helga, Abstieg und Rückkehr. Das Animalische religiöser Erfahrung als Blickgeschehen. in: Wulf/Macha/Liebau 2004, 370-381
- Peskoller, Helga, Bergeinsamkeit. Vom Wunsch zur Angst des Scheiterns. in: Katschnig-Fasch u.a. 2001, 29 - 52
- Peskoller, Helga, Biwak. Zustände des Untätigseins. IN: Paragrana. Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie. Band 16 (2007), Heft 1, 113 - 125
- Peskoller, Helga, Wenn Berge Kulisse sind: Konkurrenz und Medien. in: Alpenvereinsjahrbuch Berg 2008, 30 - 41
- Serres, Michel, Die fünf Sinne. Eine Philosophie der Gemenge und Gemische. Suhrkamp Taschenbuch: Frankfurt/M. 1998 (im franz. Original 1985)
- Sting, Stephan, Der Mythos des Fortschreitens. Zur Geschichte der Subjektbildung. Reimer: Berlin 1991
- Weizsäcker, Victor von, Der Gestaltkreis. Frankfurt/M. 1971
- Wulf, Christoph (Hg.), Vom Menschen. Handbuch Historischer Anthropologie. Beltz Handbuch: Weinheim/Basel 1997
- Wulf, Christoph/Macha, Hildegard/Liebau, Eckart (Hg)., Formen des Religiösen. Pädagogisch-anthropologische Annäherungen. Beltz Wissenschaft: Weinheim/Basel 2004
ganze Natur: Instinkt und Erfahrung.“

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