Vom 13. bis 19. Juli 2009 war Helga Peskoller zum zweiten Mal in St. Antönien. Der Ort, von wo aus die zweite Begehung stattgefunden hat, war eine Alm im Partnun. Die Alm war Stützpunkt und Arbeitsstätte. Dort entstand z.B. ein kurzes Video mit zwei Menschen, die bei Nebel und Regen im O-Ton wandern, das Bild eines Kalbs, das in der Dämmerung auf- und am Morgen auf Nimmerwiedersehen untergetaucht ist oder zwei kleine Bilder mit Blick aus der Unterkunft und unterlegt mit Leonard Cohen und dem knappen Zitat eines Einheimischen. Und jenseits der Alm gab es noch weitere Kühe, aber auch Gespräche, Beobachtungen und Geschichten mit fotografischen Notizen von Florian Riccabona -eine kleine Auswahl davon zeigt der folgende Eintrag:
Auf einer „Alpbritsche“ in einer Alphütte in Partnun war folgendes in das Brettlein einge-schnitzt: Viehabe in Partnun anno 1818: 181 Kühe, 130 Galtji, 20 Ross, 220 Geiss und 330 Schaf. Diese Tiere beaufsichtigten sieben Hirten, es werden auch Hirtenknaben dabei gewesen sein. Jeder Bauer besorgte seine Kühe und Ziegen selbst und es wurden Käse und Butter hergestellt
im Vorraum 16.07.2009
Ein Bündner Schriftsteller, der seit über zwanzig Jahren in Kassel lebt, kehrt nach 18 Jahren Kletterabstinenz für einen Tag an jenen Ort zurück, wo er seine ersten schweren Routen gemacht hat, um mit seinem jüngsten Sohn über eine der Kanten zu klettern. Es ist der 16.7.09 Nachmittag, auf die Frage nach der Ästhetik des Orts sagt er:
„Es ist eine wahnsinnig starke Gegend. Fünfhundert Meter unten ist der Partnunsee und hier sind Felsen, die von oben herunter gekommen sind. Die sind fast bis zu acht, neun Meter hoch und zwanzig Meter breit und dann hat es, wenn man von oben herunter schaut, das hat man von unten gar nicht gesehen, einen Kranz, einen Kranz wie von Obelisken, eine Felswand, die so dünn geworden ist wie ein Gebiss. Das ist alles auf einer Reihe, ich weiß auch nicht, was das ist, das ist eine Formation, du meinst, das ist von einem Architekten gemacht. Oder es ist ein Megalith. Einfach Felsen also, versetzt und ziemlich erodiert. Riesige, riesige Felsblöcke. Und ganz oben, da sind zwei Felsen, die sind vom Haupt der Schijen weg gebrochen. Sie sind fast losgelöst und einer ist bis ins Innerste durchbrochen, da steht aber alles und du meinst, das könnte jeden Moment zusammen krachen. Aber nichts, das ist eine Stille da oben (lacht). Aus der Wand ist aber immer wieder Steinschlag gekommen, in der Wand, da ist was los. Und dann diese hunderte, ja tausende Steine, die da herum liegen und dazwischen ein großer Blumengar-ten mit Alpenrosen. Die ganzen Bergblumen da, die es hat, das ist ja umwerfend. Und es riecht wie in einem Graten. Dabei stehst du in einem merkwürdi-gen Wickelwackel und denkst, wenn das jetzt da oben losgeht, mit den Steinen, kannst du das nicht abwehren. Und trotzdem, du stehst gleichzeitig auch in diesem Blumengarten, das ist unglaublich stark. Ganze Teile, die aus der Wand fehlen und dann die Sonne, die all das noch viel plastischer erscheinen lässt...“Dieser besonders schlanke Schijenzahn überragt viele anderen
in einer zyklopischen Felslandschaft 70 bis 90 m hohe, ernst-
hafte Klettereien führen auf seine Spitze.
(aus: SAC Clubführer Bündner Alpen, Band 7: Rätikon 1989, S. 14)
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